vonDresdennachIstanbul
3390 km
 
   

Der Reisebericht aus dem Abschnitt Serbien

#15

Freitag, 29.08.2008

Vukovar - Novi Sad (SRB)

87,5 km

4:03 h

av. V = 21,5 km/h

↗ 556 hm

↘550 hm

av. P = 100 W

21°C - 33°C,

in Kroatien: bedeckt, in Serbien: sonnig

35 HRK (Kuna)

& 4520 RSD (Dinar)


Der bewaffnete Grenzbeamte kontrolliert unsere Reisepässe ausgiebig. Er fragt Konrad: „And where are you going?“, Konrad antwortet: „To Istanbul, Turkey“ und der Grenzbeamte mit ernster Mine: „Today?”… Man, was der uns alles zutraut… Als wir unser Tagesziel auf Novi Sad reduzieren, bekommen wir den Einreisestempel für Serbien. Hier hat man also erst einmal keine Probleme mit Deutschen.

Serbien selber beginnt erst einmal damit, dass an den Straßenrändern alles voller Müll ist, der zudem noch hier und da vor sich hin kokelt und raucht. Warum die Serben das so machen, erschließt sich uns nicht. Mülltonnen gibt es jedenfalls auch. In einer Kurve überfahre ich fast einen winzigen Hund der auf der Straße liegt.  Im ersten Moment dachte ich, dass er schon Tod ist. Aber bei genauerer Untersuchung stellte ich fest, dass er es sich einfach auf dem warmen Asphalt gemütlich gemacht hat und hier sein Mittagsschläfchen hält. Der Hund war unglaublich winzig, vielleicht 10 Zentimeter lang. Da er hier in einer Kurve der Straße liegt und sich dessen nicht vollständig bewusst ist, mit seinen 1 oder 2 Wochen Lebensalter, hebe ich ihn von der Straße weg ins Gras am Rande. Doch da gefällt es dem süßen Winzling leider nicht, er trottet mit ca. 0,1 km/h tollpatschig auf die Straße zurück. Tollpatschig ist übrigens ein ungarisches Wort, welches in die deutsche Sprache übernommen wurde. Diese Info hätte besser in den Ungarn - Teil des Reiseberichtes gepasst, sei es drum. Den Hund jedenfalls hätte ich am liebsten mitgenommen, doch das geht ja leider nicht. Ich bilde mir einfach ein, dass er von keinem Auto überfahren wurde und noch ein langes Leben vor sich hat.

Wir nähern uns Novi Sad also vom Südufer her und fahren über eine Brücke auf den Nordteil der Stadt, welcher auch viel größer und überhaupt der Hauptteil Novi Sads ist. Auf unserer Seite ist eigentlich nur die alte Festung Petrovaradin.

Man kann deutlich Reste einer kaputten Brücke sehen, die hier vor 10 Jahren noch stand. Wie bereits erwähnt,  wurde Novi Sad 1999 von der NATO bombardiert.  Dabei wurden auch zwei Brücken getroffen. Dieser Angriff war der schwerste Angriff, den Novi Sad jemals erlebt hat und die Bewohner waren damals sehr verwirrt, warum ihre Stadt unter dem Krieg zu leiden hat. Es  spielten sich doch die eigentlichen Kämpfe des Kosovokrieges ganz im Süden des Landes, eben im Kosovo ab. Doch die NATO wollte auf die serbische Führung Druck ausüben und so wurde die Stadt eben bombardiert. Auch von Deutschen und das vor gerade einmal 9 Jahren. Wir verzichten daher auf das hissen unserer deutschen Fahne.

Für Novi Sad hatten wir uns vorher via SMS über Jugendherbergen informiert, denn entweder man meldet sich in Serbien jede Nacht bei der ortsansässigen Polizei an oder aber man geht in ein Hotel, oder eben in eine Jugendherberge, dann macht das der Herbergs-Chef für einen. Als wir die Jugendherberge schließlich finden, hat diese aber für immer geschlossen. Stattdessen ist dort jetzt eine Schule oder ein Kindergarten drin. Wo sollen wir nun bleiben? Obdachlos in Novi Sad? Ein pfiffiger Hostelbesitzer wusste offensichtlich um dieses Informationsdefizit und legte seine Flyer (mit einer Beschreibung von hier bis zu seinem Hostel)  im Eingangsbereich der ehemaligen Jugendherberge aus. Schnell finden wir das „Bela Lada“ und sind über den Preis der Übernachtung erfreut. Nicht mal halb soviel wie in Vukovar. Dazu noch kostenloses Internet. Das wichtigste aber ist eine Dusche.

Am späten Nachmittag schlendern wie durch die Altstadt von Novi Sad. Eine tolle Kirche, ein Theater, Museen und Leben auf den Straßen. Es ist schön, dass man hier nichts mehr von Vergangenheit sieht. Wir kaufen neue Schnürsenkel für Konrad auf einer Flaniermeile, da er seine aus Versehen zerrissen hat. Nicht nur seine Bein- auch seine Armmuckis wachsen.

In einem Supermarkt versucht Konrad, gehacktes Schweinefleisch beim Metzger zu erwerben. An Stelle es mit Worten zu versuchen, oinkt und grunzt er wie ein Schwein los. Der Metzger versteht ihn zu meiner Überraschung, auch die pantomimische Darstellung eines Fleischwolfes durch den das Fleisch soll, erkennt er prompt. Heute Abend wird wieder richtig gekocht: Hackfleisch mit Bohnen, Reis und Mais, dazu eine delikate Soße und weiße Schokolade zum Dessert. An der Kasse akzeptiert  man unseren 1000 Dinar-Schein (15 €) nicht, da ihm eine Ecke fehlt. Aber wir haben ja noch einige andere zur Hand. Der Hostelbetreiber hat kein Problem mit der Note.

Auf dem einzigen nicht-serbischen Sender,CNN, läuft den ganzen Abend die Ernennung von Sarah Palin zu John McCains Vizekandidatin für die us-amerikanische Präsidentschaftswahl. So wie es aussieht, scheint niemand auf der Welt mit dieser unsympathischen Frau aus Alaska gerechnet zuhaben.

In unserem Zimmer stehen zwei Betten und ein Schrank und damit ist es vollständig ausgefüllt, den Fußboden sieht man fast nicht. So kann man vom Bett aus im Liegen unser leckeres Mahl kochen. Beengt fühlt man sich dennoch nicht, da der Raum mindestens 4 Meter hoch ist. Unser Hostel war vermutlich nicht für diesen Zweck gebaut worden, sondern bekam erst später seinen jetzigen Sinn. Der Besitzer hat dann den einen großen Raum in viele kleine unterteilt und ermöglicht uns so eine preiswerte Schlafmöglichkeit.

Ein Missgeschick passiert mir noch vor dem Schlafen: Beim Wäsche waschen – was dringend nötig geworden war - in der Dusche des kleinen Bades, fallen mir aus Versehen sowohl Konrads,  als auch meine Zahnbürste vom Toilettenspülkasten ins Klo. 

Morgen geht’s nach Belgrad!

 

#16

Sonnabend, 30.08.2008

Novi Sad - Belgrad - Smederevo

151,6 km

7:46 h

av. V = 19,5 km/h

↗ 1057 hm

↘1004 hm

av. P = 100 W

20°C - 33°C, sonnig – bedeckt - sonnig

5300 RSD (Dinar)

 

Am heutigen Morgen nutze ich den einzigen PC mit Internetanschluss, welcher in unserer Unterkunft zur Verfügung steht, ausgiebig und versuche die Zugtickets von Düsseldorf nach Dresden zu buchen. Denn den Flug von Istanbul nach Deutschland - und zwar zum preiswertesten Ziel: Düsseldorf - hatten wir ja schon vor Reiseantritt gekauft, nun sollte die Rückreise komplettiert werden, damit wir uns um Nichts weiter Gedanken machen müssen und nur noch an Istanbul denken können. Die Tastatur war recht gewöhnungsbedürftig, wie man es oft im Ausland hat.  Jeder Buchstabe ist an einer anderen unlogischen Stelle angebracht. Mails verschicken geht gleich gar nicht, da ich beim besten Willen kein „@“ finden kann.

Doch aus Serbien erwartet den Deutsche-Bahn-Nutzer ein weiteres  Problem: Man kann leider keine Zugtickets buchen. Also rief ich einen Freund, den André Rinke, zu Hause an, damit er das regelt, nichts wissend, dass die Verbrecher von Vodafone für ein Gespräch aus Serbien 4,80€ pro Minute verlangen. 4,80€ !!! Zum Vergleich: Die teuerste Sexhotline hierzulande kostet  nur 1,86€. Zum Glück erfahre ich das erst als ich wieder in Deutschland bin. In allen anderen Ländern der Reise waren die Telefongespräche preislich in einem akzeptablen Rahmen geblieben.

Ab hier überlasse ich wieder einmal Konrads Tagebuch das Wort:

„30.8.2008   16.Tag    Novi Sad – Smederevo

Über Nacht trocknen unsere Sachen halbwegs, den Rest müssen unsere Körper übernehmen. Draußen ist es schon warm als wir losradeln.

Auf dem Weg heute soll der Verkehr ja mörderisch sein. Der Bikeline-Reiseführer empfiehlt sogar,  ab Belgrad bis Smederevo mit dem Zug zu fahren. Aber so etwas machen wir nicht. Jeder Meter soll aus eigener Kraft gefahren sein.

Novi Sad verlassen wir auf demselben Weg, auf dem wir auch reingekommen sind. Schon vor der Flussüberquerung verliert Stefan seine Getränkeflasche (Cola). Ich fuhr drüber und schwarzes Zuckerwasser spritzt in alle Richtungen. Vor allem auf mich. Meine beiden Beine sind jetzt schön klebrig. Das nächste Missgeschick lässt nicht lange auf sich warten: Nach einem Schlagloch knallt es an Stefans Hinterrad, ein Katzenauge hat sich verabschiedet und die Backpacks hängen schief. Die linke Tasche hat sich gelöst und baumelt nun lose, nur noch durch die Gummibänder gehalten, am Gepäckträger. Nur mit Mühe kann ich Stefan überreden, nicht auch noch diese Tasche fest und auf die Schnelle unlösbar ans Fahrrad zu tapen. Wie wir es schon mit einer meiner Taschen in Budapest taten, was aber abends, wenn wir unser Lager aufschlagen sehr unpraktisch ist.

Die Fahrt geht, nachdem alles gerichtet wurde, weiter. Und dann kommt der „Heilige Berg“. Er ist nicht besonders steil, dafür lang und die Straße ist absoluter Dreck. Ein Schlagloch jagt das nächste, eine Bodenwelle folgt auf die andere. Oben angekommen geht es in leichter Abfahrt in ein Dorf. Hier ersetzen wir die verlorene Cola. An der örtlichen Bushaltestelle, welche wohl, so wie sie aussieht, sämtliche Kriege auf serbischen Boden überlebt hat und an drei nebeneinander aufgestellte Sonnenschirme aus Schiffsstahl erinnert, machen wir Pause. Hier begegnen wir unserer ersten Hundebande. Der Anführer ist der Kleinste, aber auch der Lauteste. Hinter ihm her dackeln die anderen. Nachdem sie uns abgecheckt haben und nichts Besonderes bemerken, teilen sie sich auf. Doch sobald einer bellt, kommen alle angerannt und schauen was passiert ist oder gefunden wurde.

Da Stefan in Novi Sad unsere Zahnbürsten zielsicher im Klo versenkt hat, kaufen wir hier gleich neue.

Obwohl der Bikeline-Reiseführer Offroad-Strecken ankündigte, blieben wir die ganze Zeit auf Asphalt und auch ziemlich ungestört. Einmal ruft André an, an den wir unser Zugticketproblem outgesourct hatten, doch auch das ist schnell geklärt. (Für ebenfalls 4,80€/min)

Es zieht etwas zu, leichter Gegenwind kommt auf, während wir durch langweilige Felder und urig-arme Dörfer fahren. Die Häuser sind recht farbenfroh gehalten. So zum Beispiel mit gelber, himmelblauer oder minzgrüner Farbe bemalt und haben an Dach, Ecken und Fenstern oft eine sich abhebende Kontrastfarbe. An der Stirnseite der Dächer sind die Wände mit wellen- und bogenförmigen Verzierungen versehen. Der Blick in Gärten und Hinterhöfe ist allzu oft durch eine Mauer verspertr, die aber wiederrum ebenso aufwendig gestaltet ist, wie die Fassade des angrenzenden Hauses. Vor dem Grundstück, im Schatten eines Baumes, darf eine Bank nicht fehlen, auf welche man sich hinsetzt und einfach nur die Dorfstraße und deren Befahrer beobachtet. Ein Dorf gleicht so dem nächsten.

Kurz vor Belgrad müssen wir eine Entscheidung treffen: Entweder stark befahrene Hauptstraße oder einsame und unbefestigter Weg durch Gärten und Felder. Wir entscheiden uns für letzteres und fahren von der Straße ab. Noch bevor wir den anvisierten Feldweg erreichen, fängt mein Fahrrad komisch an zu klackern. Nach kurzer Untersuchung steht fest, eine meiner Speichen im Hinterrad ist gebrochen. Wir tapen sie notdürftig fest. Bis Smederevo hielt sie und danach bogen wir sie etwas und klemmten sie hinter die anderen Speichen.

Kurzzeitig folgen uns kleine Kids auf dem Feldweg, doch als dieser so schlecht wird, dass wir uns schon überlegen umzukehren, geben sie auf. Dafür machen wir eine DER Entdeckungen unserer Tour bisher. Stefan nennt es später: „Same people, same place“: Mitten im Nirgendwo, abseits aller Pfade, dort wo nur Menschen sein können, die dem bikeline-Reiseführer folgen, treffen wir zwei Backpacker. Ein Mann und eine Frau, vielleicht Ende Zwanzig. Wir grüßen. Stefan erkennt die „Globetrotter™“-Taschen und hält an. Es müssen Deutsche sein, die gerade Mittagspause machen. Mehrere Minuten tauschen wir uns aus. Ein Freund heiratet in Australien und da wollen sie nun hin. Sie wollen der Donau bis zum schwarzen Meer folgen und dann der Küste bis Odessa folgen. Hier wollen sie den Zug nach Moskau erreichen, um da wiederum die berühmte Transsibirische Eisenbahn bis in die Mongolei zunehmen. China steht anschließend auf dem Plan und dann wieder Radfahren durch Vietnam und die Anrainer. Dafür haben sie ihre Jobs gekündigt und sich auf Tour gemacht. Bei genauerer Nachfrage erfahren wir, dass sie für die gleiche Strecke schon doppelt solange unterwegs sind wie wir. Na ob sie das bis 19.9. nach Odessa schaffen? Denn dann müssen sie da sein, auch sie haben schon Zugtickets gebucht. Wir wünschen ihnen von Herzen viel Erfolg. Sie erwidern den Gruß.

Links von uns ist längere Zeit ein militärisches Sperrgebiet. Auch hier wieder wilde, aber friedliche Hunde. Nach mehreren Kilometern hat uns der Asphalt wieder. Die Straße nach Belgrad ist stark befahren. Doch ich hätte es mir noch ein kleines Stück schlimmer vorgestellt. Problematischer sind die schlechten Straßen. Ab und zu hat die Straße am Rand, also gerade dort wo sich normalerweise die Radfahrer rumdrücken, ein Loch. Mit harter Kante und ordentlich tief. Manchmal kann ich nur sehr knapp ausweichen. Das Fahrrad leidet.

Sobald wir an der Donau sind, ändert sich das Bild. Die Uferpromenade ähnelt der in Prag. Popcornhändler, Gaukler und Karussell sind anwesend. Wenig später erklärt sich auch, warum: Als wir die Sava, den Donauzufluss in Belgrad, über die erstbeste Brücke überqueren wollen, hält uns ein kleiner Junge auf. In bestem Schulenglisch erklärt er, dass die Brücke auf dieser Seite wegen eines Feuerwerkes, das gerade aufgebaut wird, gesperrt sei. Eine Überquerung auf der anderen Straßenseite sei jedoch möglich. Es scheint gerade ein Stadtfest stattzufinden. Hinter der Brücke kommt uns eine Umzugsgesellschaft entgegen. Prinzengarde und kostümierte, herausgeputzte Mädels, sowie Standartenträger. So wie in Deutschland zum 11.11.

An der Belgrader Festung Kalamegdan fahren wir links vorbei. Für so etwas haben wir in einer solchen Stadt kein Auge. Der Stresspegel steigt. Hier, bei einem leichten Anstieg, herrscht das blanke Verkehrschaos. Zwar gibt es für jede Richtung drei Spuren, doch auf der rechten wird grundsätzlich erstmal geparkt. Damit das einigermaßen gerechtfertigt erscheint, wird einfach die Warnblinkanlage angeschaltet. Das funktioniert und wird scheinbar auch akzeptiert, wenn man so in zweiter Reihe parkt. Der Verkehr bewegt sich über zig Kilometer nur mit Stop-and-Go. Wenn man nur selbstbewusst, auch mit dem Fahrrad, in jede sich öffnende Lücke fährt und keine Angst vorm Ausbremsen von Bussen hat, geht der Verkehr aber. Denn keiner hat hier böse Absichten und will einen wie uns um rauchen.

Rechtzeitig kommen wir aus dieser grässlichen, aber nicht fürchterlichen (wie Brüssel) Stadt heraus. Wir kaufen in einem Supermarkt etwas ein und machen Frühabendbrot, oder Spätmittagessen. Es ist so gegen Vier. Auf drei Europaletten hocken wir wie Penner hinter den Müllcontainern des Supermarktes. Unser Blick richtet sich auf zwei riesige Häuser, eher Türme, welche stufenförmig in den Himmel ragen. Sie erinnern an Townships oder den Turm, welcher mal in Babel stand. Wer wohl in so einem Monstrum wohnt? Sido vielleicht?

Bei einer langen Abfahrt lassen wir Belgrad endgültig hinter uns und müssen feststellen, dass es weniger schlimm als erwartet war. Städte wie Budapest, aber auch Brüssel und Paris, haben uns schon das Schrecken gelehrt.

Den nächsten Berg unterschätze ich völlig und attackiere zwei Backpacker, die so bescheuert sind und mit Rucksack, anstelle von Gepäckträgertaschen, fahren. Das überholen war noch leicht, das wegkommen gestaltet sich als schwierig. Denn eines gilt fürs großspurige Überholen: Man muss dann auch die Lücke reißen können. Ich schnaufe wie eine alte Lok und schaffe es gerade so,  die beiden abzuhängen. Und ich beobachte dieses illustre Schauspiel von Selbstüberschätzung gemütlich aus Konrads Windschatten. Doch der Anstieg wird immer länger. Hinter jeder Kurve geht er weiter. Oben angekommen bin ich stehend k.o. Zum Glück geht es jetzt erstmal bergab, aber gleich wieder steil bergauf. Hier und heute ist eine der bergigsten Etappen unserer Tour. In dem Wissen, dass ich in der Tschechei in Tschechien schwerere Klopse überwunde hatte, schaffe ich aber auch diese. Stefan kommt recht gut und immer vor mir über die Berge.

Langsam sinkt die Sonne bedrohlich tief und wir haben noch immer nicht Smederevo oder einen Zeltplatz erreicht. Zeltplätze scheint es in Serbien nur ganz versteckt zu geben und wildcampen geht de facto nicht, weil wir dann nicht gemeldet wären, aber bei der Ausreise aus Serbien für jede Nacht eine Anmeldung vorweisen müssen.

In Smederevo, das wir erreichen als es schon dunkel ist, finden wir auch keinen Zeltplatz. Auch eine Pension o.ä. finden wir nicht. Das lange beworbene “Hotel Smederevo“ liegt brach und dem Verfall preisgegeben. Wir fahren kreuz und quer durch diese Industriestadt. Nach mehreren erfolglosen Fragen und einem netten Schlussanstieg und als wildcampen schon, mit einem schlechten Bauchgefühl, beschlossene Sache ist, finden wir schließlich das “Hotel Čar“. Čar ist nicht gleich Car und hat auch nichts mit einem Motel für Autofahrer zutun, sondern wir Zar gesprochen und bedeutet es auch. Das “Hotel Zar“ wird uns beherbergen. Es ist billiger als Vukovar, dafür sehr, sehr viel besser. Ein riesiges, klimatisiertes Zimmer mit Teppich und Samtvorhängen, ein Bad aus Marmor und deutsches Fernsehen. Wir sind begeistert.

Abends schauen wir noch ewig fern (u.a. die Bundesligazusammenfassung) und kochen dabei auch hier wieder mit unserem Gaskocher im Zimmer.

Heute war eine unheimlich lange und stressige Etappe, da sie von Autoverkehr geprägt war, den man nur sehr selten umgehen konnte. Die Serben fahren ganz andere Fahrzeuge, die TOP2 sind der Yugos Tempo 1.1 und der Zastrava Scala 55. Und ob die Serben wirklich Autofahren können, ist eine weitere Frage: Auf der Straße von Belgrad nach Smederevo fanden sich auf jedem Kilometer mindestens ein, manchmal auch drei, Grabsteine am Straßenrand. Man setzt hier keine Holzkreuze, sondern Grabmahle wie auf dem Friedhof, in welche oft auch ein Foto des Verunglückten eingraviert ist. Am Anfang noch bedrückend, gewöhnt man sich an diese Bilder.

Super in Serbien ist, dass man zwar kyrillische Schrift hat, aber überall wo es wichtig ist, auch lateinische Schriftzeichen verwendet. Für uns, die wir Latein anstelle von Russisch in der 7. Klasse gewählt haben, eine große Hilfe.

Dass wir heute zum dritten Mal in Folge das Zelt im Sack lasse,n schlägt ziemlich auf die Reisekasse und das Gewissen. Aber Minen in Serbien und diese blöde Melderegelung in Serbien machen es anders nicht möglich. Zeltplätze gibt es nicht.   

Morgen reicht auch die halbe Strecke und halb soviele Anstiege.

 

#17

Sonntag, 31.08.2008

Smederevo - Ram - Bela Crkva

91,1 km

4:46 h

av. V = 19,1 km/h

↗ 304 hm

↘346 hm

av. P = 80 W

20°C - 33°C, sonnig

1600 RSD (Dinar)

 

Oh - was war das für ein herrlicher Morgen: Frühstück wie für Zaren: Spiegel- und Rührei, Würstchen gekocht oder gebraten, ein Buffet, das einem alles bot, worauf man Appetit hatte. Wir schlagen uns den Wanst voll. Zurück auf dem Zimmer die nächste tolle Überraschung: Auf Pro Sieben laufen gerade zwei Folgen “Scrubs“. Also nochmal rein ins Bett und eine Stunde Fernsehen geschaut. So beginnt der Tag doch einmal angenehm.

Umso schwerer fällt dann der Aufbruch. Es war die erholsamste Nacht der Tour. Im Hotelfoyer haben wir “Lowpacker“ getroffen, so nennen wir Radreisende, die kaum Gepäck dabei haben und deswegen unserer nicht würdig zu seien scheinen, weil sie von einem ganz anderen Schlag sind. Diese zum Beispiel , fahren auch die Donau ab, doch zerstückeln sie die Tour in viele kleine Minietappen, die sie dann jedes Jahr für Jahr abfahren. Im Übrigen begann ihre Tour in Belgrad erst einmal mit einer Zugfahrt hierher nach Smederevo.

Der Weg aus der Stadt hinaus, ist ebenso schwierig, wie gestern Abend das Finden einer Übernachtungsmöglichkeit. Instinktiv fahren wir zunächst wieder an die Donau,  um uns zu orientieren. Direkt am Fluss ist eine alte Festungsanlage mit vielen Turmresten und unheimlich dicken Mauern zu finden, die aus einer Zeit stammt, in der Smederevo Hauptstadt ganz Serbiens war. Aber das ist nun schon über 500 Jahre her, heute hat man sich der Industrie verschrieben und besitzt das größte serbische Stahlwerk. Das ist doch auch was. Wenn auch etwas Hässliches.

An der Festungsanlage stellen wir fest, dass wir wieder genau in die andere Richtung müssen, denn die Donau verlassen wir nun für zirka 70 Kilometer. Endlich fahren wir wieder auf kleinen Straßen durch die Landschaft. Es herrscht wenig Verkehr.

Die friedliche Stimmung wird jäh unterbrochen, als wir an einem Schrottplatz vorbeifahren. Nicht der Schrottplatz an sich stellt ein Problem dar, vielleicht auch nicht der Hund der ihn bewacht, aber die Tatsache, dass es diesem Schlingel gelingt, sich ganz klein zumachen und seinen Körper unter dem Eingangstor durchzuquetschen. Wie von der Tarantel gestochen ist er auf 180 und greift uns mit gefletschten Zähnen an. Wir wissen nicht, was ihn geritten hat, dermaßen auszurasten, aber die Gedanken heben wir für später auf und sprinten erst einmal davon. Auf Asphalt haben wir einfach die höhere Endgeschwindigkeit. 40 k m/h sind auch mit dem vollbepackten Tourenrad in solchen Notsituationen möglich.

In Osipaonica, vielleicht 20 Kilometer südlich von Smederevo, biegen wir auf eine noch kleinere Dorfstraße ab und fahren so wieder gen Osten. Es ist eine gute Idee des bikeline-Reiseführers - um ihn auch einmal zu loben - hier einen Umweg zu wählen und so ein angenehmeres Fahren als gestern zu ermöglichen.

Es ist Sonntag und in Osipaonica ist Flohmarkt. Ein recht großer Flohmarkt, aber wir fahren ohne etwas zu kaufen weiter. Wir haben ja alles was wir brauchen. Für die Menschen der Gegend hier, ist der Flohmarkt wohl auch mehr als nur Ankauf/Verkauf. Es ist ein Gewusel, wie auf einem Jahrmarkt. Am Ortsausgang sehen wir wieder ein so typisches Bild für Serbien: An Müll am Straßenrad, welcher auch noch vor sich hin brennt haben wir uns ja schon gewohnt. Hier aber steht sogar der Verursacher mit einem Stock noch daneben und hält das Feuer am Leben. Mit einer Selbstverständlichkeit erzeugt er einen dicken Rauch der die Sichtweite soweit beschränkt, dass man nicht mal mehr sieht wo die Straße endet und Löcher beginnen. Warum die Serben – und man kann es ohne schlechtes Gewissen verallgemeinern – ihren Müll in die vielleicht sogar schöne Natur tragen um ihn dort zu verbrennen, bleibt uns ein Rätsel. Nur verbrennen Folietüten, Dosen und anderer Hausmüll ja nicht sauber, sondern hinterlassen einen unansehnlichen verkohlten Rest.  Andere Länder, andere Sitten.

Wir fahren weiter und kommen an eine geschlossene Bahnschranke, die sogar einen Schrankenwärter hat. Als wir gerade warten wollen, winkt uns der Bahnwärter Thiel – nennen wir ihn einmal so – über die geschlossene Schranke. Wir vertrauen ihm, da er vom Fach ist (?) und überqueren die Gleise. Wenige Augenblicke später kommt der Zug angerauscht. Wieder: Andere Länder, andere Sitten. Dass diese Aktion richtig nach hinten hätte losgehen können, wird erst wenig später klar: Denn Autofahrer (und Radfahrer) teilen sich hier mit der Eisenbahn eine Brücke über den Fluss Velika Morava. Die Gleise verlaufen quasi auf der einspurigen Straße. Die Schranke sorgt dafür, dass kein Unglück passiert. Man kann dann auf der doch etwas längeren Brücke nicht einfach ausweichen.  Gott sei Dank: Wir hatten auf den 50 Metern zwischen Schranke und Brücke eine kleine Pinkelpause eingelegt, in welcher die Eisenbahn, mit ihren fröhlich winkenden Fahrgästen, uns passiert.

Als nächstes kommen wir in die Feuerstadt. Ins serbische übersetzt:  Požarevac, Geburtsort von Slobodan Milošević, Verantwortlicher für viele Massaker, auch das von Vukovar und Srebrenica. Die Stadt ist recht langweilig. Ich vernavigiere mich zu Konrads Leidwesen zwei, drei Mal, wir fahren unnütz einen langen Berg hinauf. Aber ihre Geschichte ist einprägsam und geht so: Ein türkischer Kriegsherr verlor eine Schlacht gegen seine serbischen Feinde, dabei wurde er verletzt und tauchte in einem Dorf unter. Als die Serben den Dorfbewohnern befahlen, den türkischen Sultan auszuliefern, weigerten sich diese aber, weil sie Angst vor der Rache der Türken hatten. Daraufhin töteten die Serben alle 70 Männer des Dorfes, welches von da an Udovice (“Witwendorf“) hieß. Der türkische Sultan Alibeg floh abermals und versteckte sich nun in einem riesigen Schilfgebiet in dieser Gegend. Da fackelten die Serben nicht lange und steckten das Schilf in Brand. Mehrere Hektar Land verbrannten und der Sultan fand einen grausamen Tod. So bekam die Stadt den Namen “Feuerstadt“. Eine schreckliche Geschichte, aber schon einige Jahrhunderte her. Und seit her verbrennen die Serben alles was ihnen nicht lieb ist, wie den Müll zum Beispiel. Ein kleiner Scherz.

Von nun an fuhren wie durch einen großen Braunkohletagebau. Immer wieder tauchten kolossale Rohre oder Förderbänder am Wegesrand auf. Es war die Gegend um Kostolac, welche ärmer als der bisher gesehene Teil von Serbien zu sein schien und verwahrlost und unwirklich wirkte. Kostolac selber, ein römischer Kaiser liegt hier begraben, war vom Tagebaudreck gezeichnet und sah wenig einladend aus. Die Dörfer davor und danach waren verfallen, fast Geisterdörfer, auch die Straße verwilderte und wuchs schon langsam mit Unkraut zu. Doch Menschen lebten noch immer in den Häusern, die keine Glasscheiben mehr in den Fenstern hatten und überhaupt zerfallen waren und eher an Rostlauben erinnerten. Die Kinder spielten im Müll. Ja auch hier: Müll soweit das Auge reichte. Es könnte sein, dass man diese Dörfer schon abgeschrieben hat, da auch hier der Tagebau eines Tages hinkommt und dann sowieso alles verschwinden wird. Einmal sehen wir auch ein neugebautes Haus, mitten auf einem Feld, es war verlassen. Dass Menschen hierher ziehen,  kann man sich aber auch nicht vorstellen.

In Drmno,  dem nächsten Ort, sieht die Welt wieder ganz anders aus. Hier sind die Straßen in Ordnung, die Häuser in Schuss mit gemähtem Rasen im Vorgarten. Es gibt einen Laden und ein Denkmal, das an einen der viele Kriege erinnert. Hier machen wir eine kurze Mittagspause. Wie in Kroatien, gibt es auch in Serbien  in jedem Kuhkaff einen kleinen Kaufmannsladen und so essen wir im Schatten des Denkmals unser Eis. Anschließend hätte ich fast eine Katastrophe verursacht: Als wir wieder aufbrechen, lasse ich die Tasche mit allen wichtigen Dingen liegen, ich hatte sie immer am Mann, damit eben nichts wegkommt. Das Portmonee mit Geld, ec-, und Kreditkarte, unsere Reisepässe, die Anmeldungen für Serbien und das Ticket für den Rückflug aus Istanbul, alles habe ich auf der Bank am Denkmal liegen lassen. Gott sei Dank wollte Konrad ein paar Meter weiter unbedingt noch eine Limo in einem nächsten Mini-Laden kaufen, sonst hätten wir es erst viel später gemerkt und  wohlmöglich wäre die Tasche dann schon längst irgendwo anders hin gewandert. Glück gehabt!

In selbiger Ortschaft – und ich finde auch sowas muss man erwähnen – spielte sich eine weitere Besonderheit ab. An Hundebanden hatten wir uns schon gewöhnt, die meisten sind friedlich und machen ihr eigenes Ding ohne groß aufzufallen. Die in Drmno hingegen fiel durch sonderbares Verhalten auf: Sie bestand aus vier Hunden, doch zwei von denen, schienen am Po zusammengewachsen zu sein. Sie sahen aus wie siamesische Zwillinge, aber eben von unterschiedlichen Rassen. Der eine lief vorwärts, der andere rückwärts, Po an Po. So gingen sie durch das Dorf. Ich dachte mir, so eine wissenschaftliche Sensation muss ich unbedingt auf einem Foto festhalten und ging dazu näher an sie heran, zoomen kann der Billig-Fotoapparat ja nicht. Dabei geriet der siamesische Zwillingshund in Panik. Beide Teile wollten nun in entgegengesetzte Richtungen abhauen. Just in dem Moment wo ich knipsen wollte, zerriss diese Po-an-Po-Beziehung in zwei Teile. Schade. Sofort nutzte ein dritter Hund die sich ihm bietende Chance und besprang die gerade freigewordene Hündin voller Lust. Ich kenne mich mit Hunden überhaupt nicht aus, aber das mit den zusammengeklebten Hunden ist so nicht normal.

Der Weg führte weiter direkt am Tagebau vorbei. Schon einige Straßen mussten diesem Vorhaben weichen und so wird der Umweg nach Kličevac immer länger. Am Straßenrand steht wieder einmal ein Grabstein. Seine Gravur zeigt einen jungen Mann und seinen Wagen. Wie es hier im Niemandsland auf einer schnurgeraden, neuen Straße, ohne Bäume oder Straßengraben, einfach nur Asphalt auf Wiese, zu seinem tragischen Unfall kommen konnte, bleibt ein Rätsel. Es gab nichts, wo er hätte dagegen fahren können, nicht einmal Verkehr.

Im immer stärker werdenden Gegenwind fahren wir im Zwei-Mann-Belgischen-Kreisel nach Kličevac ein. Im Ort findet heute eine Hochzeit statt und alles ist festlich geschmückt. Das ganze Dorf ist auf den Beinen und feiert das glückliche Paar, welches in einer schönen Orthodoxen Kirche mit vielen kleinen Dächern heiratet.

An einer Kreuzung  fragen wir vor einer Kneipe eine größere Gruppe von Bewohnern nach dem richtigen Weg zum nicht einmal zehn Kilometer entfernten Fährörtchen Ram. Ein netter alter Mann weist den Weg nach links, der gesamte Rest des Dorfes weist lautstark nach rechts. Der Alte versichert unbekümmert und unbeeindruckt von der Masse weiterhin mit seinem Finger nach links. Das Dorf flippt fast aus, alle schütteln den Kopf, rufen und zeigen deutlich nach rechts, nur der Alte nicht. Wir geben der Mehrheit recht und fahren unter Jubel nach Rechts, der Hauptstraße folgend und kommen nach Ram.

Ram besteht eigentlich nur aus der Fähre über die Donau, einer Gaststätte und einer alten osmanischen Festung. Aber genau diese Fähre ist die einzige Möglichkeit weit und breit, über die Donau zu gelangen und deswegen ist Ram recht voll. Wir müssen uns eine Weile gedulden, da die Fähre erst nach knapp einer Stunde fährt.

Bei dem einzigen Eis im Angebot der Gaststätte genießen wir die Pause am Wasser. Die Donau ist hier sehr breit, am anderen Ufer erkennt man keine Häuser mehr, da sie von den Karpaten, zwischen dem Serbischen Erzgebirge und dem Banater Gebirge, in ein enges Tal gezwungen wird. Der Donaudurchbruch beginnt. In Ram muss man sich grundsätzlich entscheiden, auf welcher Seite der Donau man den Donaudurchbruch befährt: Auf serbischer oder auf rumänischer Seite. Auf den nächsten 150 Kilometer gibt es weder Brücke noch Fähre. Wir wählen die rumänische Seite, da, so sagt man, hier viel weniger Verkehr herrscht und man allgemein idyllischer und abwechslungsreicher durch den imposanten Donaudurchbruch gelangt.

Nach der langen und für uns immer wieder angenehmen Fahrt auf der Fähre erreichen wir aber noch nicht Rumänien, weiterhin befinden wir uns in Serbien. Um nach Rumänien zu kommen, muss man einige Kilometer ins Hinterland fahren. Doch nicht mehr heute. Unser Tagesziel ist ein Zeltplatz an einem See. Sieben Seen gibt es hier um Bela Crkva und sie sollen alle kristallklar sein. Unserer am Zeltplatz kurz vor dem Ort war es leider nicht. Dennoch viel besser als die hiesigen Duschen und so können wir vor dem Abendessen noch Baden gehen. 

Wir kochen endlich mal wieder unter freiem Himmel unser Abendessen:  Nudeln.  Als wir fertig sind mit Essen, fängt unser Zeltnachbar einen großen Fisch. Serbische Freudenschreie sind zuhören, dann wird Frauchen losgeschickt zum ausnehmen. Später treffen dann noch Freunde, stilecht im Zastrava SKala 55, zum Fisch essen und Krimi gucken ein. Auch wenn er nicht viele PS hat, Scheinwerfer wie Flakscheinwerfer hat der Zastrava. So ist es, trotz längst verschwundener Sonne,  taghell im Zelt.

Beim Zähneputzen vor dem Duschraum, komme ich zum ersten Mal mit einem Serben, der uns kein Zimmer vermieten will, ins Gespräch:  Gegen Deutsche hat in Serbien niemand etwas. Die Bedenken, dass wir uns für unser Land und dessen Außenpolitik verantwortlich zeigen müssen, waren unbegründet. Man freut sich vielmehr,  uns hier als Gäste begrüßen zu können. Jeder war oder kennt zumindest jemanden, der schon einmal in Deutschland  gelebt und gearbeitet hat.

Der heutige Tag war zwar nicht lang, dennoch sehr abwechslungsreich und bietet daher  einen etwas versöhnlichen Abschluss von Serbien, was ansonsten landschaftlich eher eine Enttäuschung war.

 Wie in Ungarn auch, haben in Serbien viele Geschäfte sonntags geöffnet.

 

#18

Montag, 01.09.2008

Bela Crkva - Moldova Veche – Donaudurchbruch (Dubova)

131,2 km

7:27 h

av. V = 19,1 km/h

↗ 788 hm

↘787 hm

av. P = 100 W

19°C - 32°C, sonnig

362 RSD (Dinar) &

20 RON (Leu/Lew)

 

Montagmorgen, wir sind die allerersten die hier auf dem Zeltplatz aufstehen und aufbrechen. Der Zeltplatzoberaufseher drückt uns beim Bezahlen noch ein Prospekt von seiner Anlage in die Hand. Dabei ist es doch wohl offensichtlich, dass wir hier nie wieder  entlang kommen werden.

Der Zeltplatz lag wenige Kilometer vor Bela Crkva , so dass wir schnell in dem kleinen Barockstädtchen sind und Frühstück kaufen können. Ein Mann kommt die Einkaufsstraße des Ortes entlang und bleibt an unseren Fahrrädern stehen.  Er mustert sie genau und schaut sich verstohlen um. Wir sitzen etwas abseits und können ihn genau beobachten und würden unsere Fahrräder nicht eine Sekunde aus den Augen lassen. Das ganze Frühstück über schaut er die Fahrräder mit ihren großen, äußerst praktischen Packtaschen, fasziniert an. Als wir aufsteigen, steht er immer noch direkt neben uns, sagt aber auch kein Wort, was hätte es auch gebracht? Wir können nicht ein Wort serbisch. Vor 1945 hätten wir uns in Bela Crkva problemlos auf Deutsch unterhalten können, denn bis Ende des Zweiten Weltkriegs waren die meisten Bewohner hier Deutsche. Bela Crkva hieß damals noch Weißkirchen.

Wir verlassen den Ort auf einer schnurgeraden und einsamen, leicht ansteigenden Landstraße,  die gen Rumänien führt. Rechts von uns bauen sich bereits die Karpaten auf, welche uns nun von der Donau trennen. Ansonsten ist hier nichts, nur endlose Wiese und Wind von vorn. Beide sind wir gespannt was uns in Rumänien erwartet.

Im Grenzörtchen Kaluderovo werden wir zum Abschied noch einmal von einem stattlichen Hund angegriffen, doch es geht hier kurz bergab, keine Chance für den Kläffer. Wobei, was würden die Grenzer 500 Meter weiter sagen, wenn wir im Sprint, aus Angst vor dem uns verfolgenden Hund, die Grenzanlage durchbrechen würden? Der Hund gibt kurz vorher auf.

Am serbischen Checkpoint ist schon allerhandlos. Einige wollen die Grenze passieren und man prüft auch unseren Pass und die Anmeldebestätigungen genau. 5 Minuten verschwindet der uniformierte Beamte mit Konrads Dokument in seinem Häuschen. Dann dürfen wir passieren, gegen Konrad liegt nichts vor. Ein paar Meter weiter passieren wir auch die rumänische Grenzstelle, mit unseren EU-Pässen sind wir hier aber ratz-fatz durch:  

weiter ging's in Rumänien





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